PORTRAIT
HANS-PETER FASEL
1. Vorsitzender des Motor-Yacht-Club Neuwied. Eine rheinische Biografie
Als Hans-Peter Fasel hört, was seine Vorstandskollegen ausgeheckt haben, ist ihm das Ganze ein bisschen unangenehm. Der langjährige 1. Vorsitzende des Motor-Yacht-Club Neuwied (MYCN) ist niemand, der ins Rampenlicht drängt, er sieht sich als Teil eines großartigen Teams. Und ausgerechnet das hat ihn nun für ein Porträt in BOOTE vorgeschlagen. Zu viel des Lobes, findet Hans-Peter Fasel und beginnt doch zu erzählen. Von seiner Liebe zur Rheinschifffahrt, über sein ehrenamtliches Engagement, und wie sie die Insolvenz des MYCN glücklich abwenden konnten.
Hans-Peter Fasel wurde im Januar 1942 in Neuwied geboren. Sein Vater fiel im Krieg, die Mutter heiratete wieder und zog mit der Familie auf das gegenüberliegende Rheinufer ins beschauliche Weißenthurm. Die Nähe zum Fluss bestimmte auch hier den Alltag der Menschen. Fasels Onkel betrieb mehrere Rheinschiffe, ein Metier, das den Junior ebenfalls lockte. Hans-Peter Fasel machte eine Ausbildung, wechselte 1962 zur Stadtverwaltung Weißenthurm. Er arbeitete zunächst als Hafenmeister und Eichaufnehmer, stieg später zum Betriebsleiter auf. Manchen wäre dies Beschäftigung genug gewesen. Nicht Hans-Peter Fasel. 42 Jahre lang setzte er sich im freiwilligen Feuerwehrdienst für andere ein. Ungezählte Einsätze hatte er, viele waren schwerwiegend. Nicht vergessen kann er den Tag, an dem zwei seiner Kameraden bei einer Übung tödlich verunglückten. Sowas vermag die Zeit nicht weichzuzeichnen, die Bilder im Kopf bleiben.
Ein Traum begleitete ihn von klein auf. Dass dieses Sehnen mit dem Fluss zu tun hat, an dem er aufwuchs, wird jeder verstehen, der wie Hans-Peter Fasel Rheinwasser im Blut hat. Den Strom auf eigenem Kiel befahren - das war es, was Hans-Peter Fasel erleben wollte. 1995 trat er dem MYCN bei, im Jahr darauf erstand er eine Birchwood 34 mit 2 x 175 PS. Das Boot benannte er nach seiner Frau Hedi, mit der er nun seit mehr als fünf Jahrzehnten verheiratet ist. Lange Törns folgten.
In seinem Verein hingegen lief einiges schief. Die Mitglieder mussten sich einer bitteren Wahrheit stellen: Ihr Club war praktisch bankrott. Vorstandsmitglieder trugen Hans-Peter Fasel die Vereinsleitung an, 2011 wurde er zum 1. Vorsitzenden gewählt. Schnell war klar: Nur ein Verkauf der hochverschuldeten, clubeigenen 110 000-qm-Immobilie würde den MYCN retten. Hans-Peter Fasel, mittlerweile im Ruhestand, stellte sich der Mam-mutaufgabe. Er sprach mit Banken, privaten Geldgebern, Stadtverwaltung, Rechtsanwälten, Notaren und potentiellen Käufern. Er ging „Klinken putzen" und packte nebenher noch kräftig auf dem Vereinsgelände mit an. Immer an Fasels Seite: seine Mitstreiter im Vorstand, insbesondere Dr. Manfred Neitzert und dessen Frau Jutta. 2015 war es geschafft, ein neuer Eigentümer übernahm das Terrain. Im MYCN ist die Erleichterung bis heute groß: „Ohne den unermüdlichen Einsatz unseres Präsidenten wäre ein erfolgreicher Verkauf, bei dem der Verein nicht nur schuldenfrei wurde, sondern auch noch ein schönes finanzielles Polster übrigbe-hielt, nicht möglich gewesen." In diesem Jahr will Hans-Peter Fasel den Vereinsvorsitz aus Altersgründen niederlegen. Seine Birchwood hat er bereits 2006 abgegeben, ein anderes Boot möchte sich der inzwischen 76-Jährige nicht mehr anschaffen. „Aber er freut sich stets, wenn er zur Mitfahrt eingeladen wird", wissen seine Freunde.
Dass sie ihn gern dabeihaben, steht außer Frage. Ingrid Bardenheuer
„EIN RUHENDER POL IN DEN OFT HITZIGEN DEBATTEN"
Ein Bericht aus der Zeitschrift "BOOTE" Heft 2 / 2018